Milad an-Nabi, die Geburtstagsfeier für den Propheten Muhammad
In der pakistanischen Moschee Minhaj ul-Quran im Oktober 2022
In der pakistanischen Moschee in der Müllerstraße 47 feiern heute die Frauen der Gemeinde den Geburtstag des Propheten Muhammad. Auch die Frau des pakistanischen Botschafters ist eingeladen. Einige Frauen haben schon auf dem Boden, der mit orientalischen Gebetsteppichen ausgelegt ist, Platz genommen. Andere laufen geschäftig hin und her, dekorieren den Raum, bereiten Essen zu oder machen Fotos. Am Eingang steht die Leiterin der Gemeinde und verteilt Gebetsketten an die eintretenden Gäste. Immer mehr Frauen treffen ein, darunter auch zahlreiche Kinder, kleine Mädchen mit bunten seidenen Gewändern, Jungen in indischen Anzügen. Auf einem podium-ähnlichen Platz haben drei Vorbeterinnen Platz genommen, davor stehen Blumen, Lämpchen sowie eine Laterne mit einem angezündeten Licht. Der Raum füllt sich, immer mehr Frauen in allen Altersgruppen sitzen bald dicht gedrängt nebeneinander. Sie tragen alle einen Salwa Kamiz in bunten und schillernden Farben, die nordindische Bekleidung eines langen Oberteils und einer Hose. Über den Kopf haben sie einen dünnen Schal geworfen. Dann beginnt eine der Vorbeterinnen, die sich mit einem weißen Kopfschleier von den anderen abhebt, ein melodiöses Gebet anzustimmen. Manche Frauen stimmen mit ein und wiegen sich dabei hin und her. Nach einer Ansprache in Urdu singen die Frauen weitere Lieder für den Propheten, sie nennen sie Duroods. Es sind Segens-Verse für den Propheten Mohammed (Darood, persisch für: Sei gegrüßt), sie haben einen indischen Sound und erinnern an Bhajans im Hindutempel, zugleich auch an Sufigesänge. In der Zwischenzeit geht eine Frau herum und besprüht die Anwesenden mit Parfüm.
Jetzt steht die Botschafterin, Dr. Sarah Naeem auf und hält eine Ansprache. Dann erfolgt der heiligste Moment des Nachmittags: Eine riesige Torte, die mit einem Segensspruch für den Propheten dekoriert ist, wird zu dem Gesang "Allahummah Salli Allah" angeschnitten. Danach werden Plastik-Tischdecken auf dem Boden ausgerollt und die Besucherinnen nehmen in langen Reihen Platz. Jetzt erhalten alle eine Schüssel mit Essen: scharfe pakistanische Fleischsoße mit Kartoffeln, als Nachtisch Grießpudding und bunten süßen Reis. Als krönenden kulinarischen Abschluss holen sich einige noch ein Stück von der geheiligten Torte des Propheten.
Sukkot, das jüdische Laubhüttenfest
Laubhüttenfest in der Chabad Lubawitsch- Gemeinde im Oktober 2022
Im ersten Monat des neuen jüdischen Jahres, also vom 15.-21.Tischri feiern jüdische Gläubige das Sukkot, das Laubhüttenfest. Es geht auf eine Geschichte im Alten Testament zurück, nach der Gott (Lev.23, 33-43) die Israeliten anweist, sich Hütten zu bauen und hier 7 Tage lang zu wohnen, zu essen, zu trinken, Gott Opfer darzubringen und zu feiern. Dies sollten sie tun zur Erinnerung an die Hütten, in denen sie Gott hat wohnen lassen, nachdem sie aus Israel ausgezogen sind.
Heute bauen sich jüdische Gläubige entweder private Hütten in Gärten oder auf Balkonen und feiern dort mit Nachbarn und Freunden. Oder eine Sukka (Hütte) wird im Hof einer Synagoge aufgestellt, und die Gemeinde kommt am Nachmittag zusammen und feiert.
So auch in der Chabad Lubawitsch Gemeinde in der Münsterschen Straße in Berlin. Da schmückt in diesem Jahr vom 9.-16. Oktober ein großer geschmückter Holzpavillon den Hof der Synagoge. Jeden Nachmittag treffen sich hier Gemeindemitglieder, die aus verschiedenen Ländern stammen. Sie machen Musik, essen und trinken und tanzen. Ein besonderes Ritual ist dabei das Schütteln des Lulav. Der Lulav ist ein Strauß, der aus einem Weidenzweig, einen Myrtenzweig, einem Palmwedel und einem Etrog (Zitronenfrucht) besteht. Dieser Strauß wird in 6 Richtungen geschüttelt: nach oben und nach unten, nach hinten und nach vorn, nach rechts und nach links. Das soll Glück bringen. Chag Sukkot Sameach!
Durga Puja/Navaratri/Dussehra- das 9-Nächte-Fest für die Göttin Durga
Durgafeier im Sri Ganesha Tempel in der Hasenheide im Oktober 2022
Die Durga Puja ist ein Fest, das in ganz Indien zu Ehren der Göttin Durga im indischen Monat Ashwin (Septeber/Oktober) gefeiert wird. Ein besonderes Ausmaß nehmen die Feierlichkeiten im Bundesstaat Bengalen, hier vor allem in Kolkata ein, da Durga hier als populärste Göttin gilt.
Dem Fest der Durga-Puja liegt folgende Geschichte zugrunde:
Ein Dämon, namens Mahishashura“ hatte die Weltherrschaft errungen und die Götter aus dem Himmel vertrieben. Zornig darüber wandten sich diese an Shiva, Brahma und Vishnu, um deren Hilfe einzuholen. Aus dem gemeinsamen Zorn aller Götter formierte sich eine weibliche Gestalt und es entstand die Göttin Durga. Die Götter übermittelten ihr einen Teil ihrer Kraft, und auf einem Löwen reitend verwandelte sich Durga in Devi Chandika. In dieser grausamen Form enthauptete sie den Dämon, gab den Göttern ihre Macht im Himmel zurück und rettete damit die Welt. Seitdem kommt sie jedes Jahr im Herbst mit ihren Kindern Ganesha, Lakhmi, Saraswati und Kartikeya vom Berg Kailash herab, um ihr Elternhaus in Bengalen zu besuchen.
Seit 1975 organisieren bengalische Hindus in Berlin dieses Fest mit zahlreichen Zeremonien und Kulturprogramm. Lange Zeit fand es in den Klubräumen des Studentenwohnheims in der Harbigstraße/ Eichkamp statt. Seit 3 Jahren wird der Ganesha-Hindutempel in der Hasenheide dafür genutzt. Normalerweise dauert das Fest 10 Tage, in Berlin wird es an 5 Tagen rituell begangen, die in 5 rituelle Stationen unterteilt sind: die Enthüllung des Gesichtes der Durga-Statue, das Beleben der Statue durch das Einhauchen von Prana (Atem), die Durchführung von Opferzeremonien für die Götter, das Feiern des Sieges von Durga über den Büffeldämon sowie die Verabschiedung vor ihrer Rückkehr zum Berg Kailash. An diesen Festtagen zelebriert ein Priester morgens und abends eine Puja für die Göttin. Anschließend werden Tänze aufgeführt und Geschichten vorgelesen. Am Ende erhalten alle Besucher ein geweihtes bengalisches vegetarisches Essen.
Das Meskel-Fest/ Fest der Kreuzauffindung Jesu
In der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche im September 2022
Im Garten der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo- Kirche steht eine Pyramide aus Hölzern und Grasbüscheln, eingehüllt in ein lilafarbenes Samttuch und geschmückt mit Gräsern und Blumen. Überall sitzen Frauen und Männer auf Bänken und lauschen den Predigten und Ansagen der königlich gekleideten Priester und Diakone. Heute ist Meskel, das Fest der Auffindung des Kreuzes von Jesus. Als die Pyramide angezündet wird, laufen Kinder aufgeregt umher. Frauen in weißen baumwollenen Wickelkleidern und Männer in bunten Gewändern beginnen zu trommeln und zu singen. Die Flammen schlagen immer höher, während sich die singenden Frauen und Männer zum Rhythmus der Trommel tanzend um das Feuer bewegen. Die brennende Pyramide soll an folgende Legende erinnern:
Einst hatte die griechische Kaiserin Helena einen Traum, in dem ihr offenbart wurde, wo das Kreuz von Jesus liegt. Daraufhin reiste sie nach Jerusalem und zündete zusammen mit Weihrauch ein Feuer an. Als der Rauch aufstieg und seinen Weg nahm, folgte sie diesem und kam zu der Stelle, an dem das Kreuz lag.
Während das Feuer allmählich kleiner wird, teilen einige Frauen das Meskel-Essen aus, auch dieses erinnert an die Kreuzauffindung und besteht aus dem gesäuerten Brot Injera, Grünkohl, genannt Kitfo, roh serviertem Rinderhackfleisch mit dem Namen Libs, Tibis, gekochten Rinderfleischwürfeln und Ayib, einem speziellen Frischkäse. Am Ende gehen einige Kinder zur Feuerstelle und lassen sich von einem Diakon ein Aschekreuz auf die Stirn malen. Das soll Glück und Segen bringen…..
Zum Gedenken an diese Kreuzauffindung kommen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba jedes Jahr am 27. September tausende vom Menschen zusammen, um das Meskelfest zu feiern. Es gilt als eines der größten Feste Afrikas. Auch die äthiopischen Diasporagemeinden in Deutschland feiern dieses Fest, wie hier in dieser Äthiopischen Kirche in Berlin-Lankwitz.
Losar-das Tibetische Neujahr
Das Neujahrsfest im Tibetischen Tempel in der Habsburger Straße im Februar 2019
Am 5. Februar 2019 feiern die Tibeter weltweit Losar, das Tibetische Neujahrsfest. Das ist der Beginn des Jahres 2146, das im Zeichen des Schweines und im Element Erde steht, also das „Jahr des Erdschweins“. Auch im tibetisch-buddhistischen Tempel Tendar Chöling in Berlin Charlottenburg, welches in der Tradition der tibetisch-buddhistischen Schule der Gelugpa steht, haben sich heute viele Gäste versammelt. An den Wänden des Tempelraumes hängen zahlreiche Thangkas, das sind bunte seidene Rollbilder mit Darstellungen tibetischer Götter und Boddhisattvas. Auf einem altarähnlichen Podest thronen verschiedene Buddhastatuen, darunter Shakyamuni, der Buddha der Gegenwart, dessen engste Gefährten Shariputra und Maudgalyayana sowie Tsongkhapa, der Begründer der Gelugpa-Schule. Neben einer Reihe von 21 silbernen Schalen, die randvoll mit Wasser gefüllt sind, befinden sich Blumensträuße, Kerzen und Obstteller. Auf einem blumengeschmückten Stoffberg wurde anlässlich des Festes das Bild des Dalai Lama errichtet.
Viele deutsche Mitglieder und Freunde des Tempelvereins sowie Buddhistinnen und Buddhisten, deren Familien aus Tibet stammen, beteiligen sich heute an der Festgestaltung. Die tibetischen Frauen tragen ihre traditionellen Chupas, d.s. lange seidene Wickelkleider mit buntgestreiften Wollschürzen, die Männer Kurtas, knielange bestickte Oberhemden aus Seide.
Zu Beginn des Festabends werden Lamrimtexte (Lamrim, tibet., lam:, „Pfad“, rim: „Stufen“) aus einem grünen Heft rezitiert. Sie bezeichnen im tibetischen Buddhismus eine Zusammenstellung von Anleitungen, die den stufenweisen Weg zur Erleuchtung darstellen. Danach sprechen alle Anwesenden das Langlebensgebet für den 14. Dalai Lama, geführt durch den im Tempel residierenden tibetischen Mönch Geshe Rigzin Gyaltsen. Nach einem weiteren Lobgesang tibetischer Männer begeben sich alle zum reichgedeckten Buffet, dass neben vielen verschiedenen selbstgemachten Speisen vor allem auch traditionell tibetische Gerichte, wie Momos- gefüllte Teigtaschen, Gemüsereis und Tsampa- süßes Gerstengebäck enthält. Bei einem Chang, dem tibetischen Gerstenwein wünschen sich die Gäste gegenseitig „Losar Tashi Delek“-„Alles Gute zum Neuen Jahr !“
Karva Chauth- Fasten der Ehefrauen für ein langes Leben der Männer
Karva Chauth im Sri Ganesha Hindutempel Berlin Oktober 2019
Im Sri Ganesha Hindutempel Berlin feiern heute die Frauen Karva Chauth, ein Fest zu Ehren der Männer. Frauen aus Nordindien, Südindien und Afghanistan haben Opfergaben in Form von Essen mitgebracht. Die Frauen, von denen die meisten in einen roten Sari oder roten Salwa Kamiz gekleidet sind, sitzen im Kreis auf dem Boden. Auf ihrem Schoß haben sie einen Teller (Thali) mit Früchten, Brot, einem Stück Stoff, ein Gefäß, genannt Karwa, in dem sich geweihtes Wasser befindet, sowie einen Kerzenständer, der aus Teig geformt wurde. Nun beginnen die Frauen mit der Karva Chauth Gita, einem Lied, das anlässlich des Festes gesungen wird. Dabei gibt jede den Teller im Uhrzeigersinn an die nächste Frau weiter, so dass jeder Teller durch die Hand jeder Frau geht, und zwar 6mal. Nach der 6. Runde wechselt der Teller die Richtung, und bewegt sich entgegen dem Uhrzeigersinn. Dabei singen die Frauen den Karva Chauth Bhajan: "Veero Kudiye Karwada“
Es gibt verschiedene Legenden um Karva Chauth. Die Geschichte des Punjabi-Liedes „Veero Kudiye Karwada“ handelt von einem Mädchen namens Veerawali, auch Veera genannt, das mit einem König verheiratet ist. Ihre sieben Brüder haben immer ein Auge auf sie. Als Veera zum ersten Mal Karva Chauth begeht, machen sie sich Sorgen um ihre Gesundheit, da sie ja an diesem Tag vom Sonnenaufgang bis zum Aufgang des Mondes weder essen noch trinken soll. Sie lassen deshalb im Dschungel einen falschen Mond erscheinen und bringen sie dazu, ihr Fasten schneller zu brechen. Dabei stirbt ihr Mann, und Hunderte von Nadeln befinden sich in seinem Körper. Da fordert eine Göttin sie auf, bei der nächsten Karva Chauth bis zum Tagesende zu fasten. Als der Tag von Karva Chauth endlich erscheint, geht sie aus, um Speisen für das Fest zu kaufen und lässt ihr Dienstmädchen mit ihrem Ehemann allein. Als Veerawali wiederkommt, ist ihr Ehemann zum Leben erwacht, hält aber das Dienstmädchen für seine Ehefrau und behandelt Veera wie das Dienstmädchen. Traurig murmelt Veera jeden Tag den Satz: Die Königin wurde die Magd, die Magd wurde die Königin. Erst als der König das hört und sie um Erklärung der Worte bittet, erzählt Veera, was sich an Karva Chauth zugetragen hat. Nun erkennt der König in Veera seine Frau an und sie wird wieder Königin.
Südindische, Nordindische und Afghanische Hindufrauen feiern gemeinsam
Eine junge Frau aus Delhi in einem roten Sari und Henna-verzierten Händen, die mit ihren Freundinnen im Tempel sitzt, erzählt mir: „Ich habe den ganzen Tag vom Sonnenaufgang bis zum Mondaufgang gefastet, also nichts gegessen und getrunken. Ich habe für ein langes Leben meines Mannes gebetet und Zeremonien für ihn vollzogen. Am Morgen traf ich mich mit meinen Freundinnen, und wir haben unsere Hände gegenseitig mit Henna bemalt.“ Auf meine Frage, was denn die Männer an diesem Tag machen, antwortete sie: Essen und sich ausruhen.
Aber eigentlich sollten auch die Frauen an diesem Tag nicht arbeiten, sondern sich schmücken, mit Freundinnen treffen, gemeinsam singen, Rituale vollziehen und sich kleine Gaben überreichen. Die Männer sollten an diesem Tag wiederum ihre Frauen zum Dank mit Geschenken erfreuen.
Der Sri-Ganesha-Hindutempel in Berlin wird überwiegend von Hindus, die aus den südindischen Bundesstaaten Karnataka, Kerala und Tamilnadu sowie aus Afghanistan stammen, besucht. Heute zu Karva Chauth haben sich aber auch Frauen aus Delhi und dem Punjab eingefunden, um dieses Fest zu zelebrieren. Auch die afghanischen Hindufrauen sind vertraut damit, da deren Hindureligiosität im Punjab beheimatet ist. Nach einer abschließenden Zeremonie für den Hindugott Ganesha sitzen Frauen aus Afghanistan, Südindien und Nordindien in Grüppchen zusammen und essen ein traditionelles Karva Chauth Gericht, das hier aus Reis, süßen Kichererbsen und Fladenbrot besteht.
Mariä Himmelfahrt bei arabischen Christen
Das Fest der Himmelfahrt der Gottesmutter in der Rum-Orthodoxen Kirche in Berlin Zehlendorf im August 2016
Um 10.00 Uhr beginnt der Gottesdienst in der St. Geogios-Gemeinde der Griechisch-Orthodoxen Kirche von Antiochia (Rumorthodoxe) in Berlin-Zehlendorf. Bis 12.00 Uhr treffen Familien ein, die aus Syrien, Libanon, Palästina, Türkei und Irak stammen. Vor einer reich bebilderten Ikonostase singt ein Chor, bestehend aus Frauen und Männern, arabische Loblieder für Gott, der hier Allah genannt wird. Auch die Gebete werden in Arabisch gesprochen. Vor dem Altar befindet sich eine Ikone mit der Abbildung von Maria Himmelfahrt, denn heute ist der 14. August 2016, ein Tag vor dem Heiligen Fest für die Mutter Jesu. Am Montag ist die Kirche geschlossen, deshalb wird heute schon vorgefeiert. In einer Predigt würdigt Bischof Hanna Haikal in arabischer und deutscher Sprache die tugendreichen Eigenschaften von Maria und beglückwünscht alle Frauen, die diesen Namen tragen. Es folgt eine Prozession der Kommunionsgaben durch Bischof und Ministranten. Weihrauch wird der Gemeinde entgegengeschwenkt, welche sich ehrfürchtig verneigt. Dann stellen sich die Besucher im Mittelgang auf, um Korban (arab. Opfer, Opfergabe), d.i. in Wein getunktes Brot, zu empfangen. Nach dem Gottesdienst trifft man sich im Gemeindesaal. Alle Besucher haben gekochte und gebackene Speisen mitgebracht. An langen Tischreihen wird gegessen, geplaudert und gelacht. Die Band Habibi spielt auf, und unter Klatschen und lautem Rufen begeben sich Frauen und Männer jeder Altersstufe nach vorn, fassen sich an den Händen, drehen sich, springen und tanzen im Kreis. Die meisten von ihnen sind christliche Flüchtlinge aus Syrien. Sie haben in dieser Gemeinde ein Stück religiöse und kulturelle Heimat gefunden.
Sukkot, das jüdische Laubhüttenfest
Sukkot am Morgen des Schabbats in der Synagoge Rykestraße im Oktober 2015
„Ein Fest der Hütten sollst du für dich sieben Tage lang machen, wenn Du erntest von Deiner Tenne und von Deiner Kelter……Denn es hat Dich der Ewige, dein Gott in allen deinen Erträgen und in all dem Werk deiner Hand gesegnet-nun kannst du auch fröhlich sein.“ (Dtn 16,13-15)
So lautet die Überlieferung der Tora. Nach dem jüdischen Kalender wird im vom 15.-22. Tischri (Okt./Nov.) das Laubhüttenfest gefeiert. Es wurde ursprünglich als ein Erntefest begangen, in dessen Mittelpunkt die Dankbarkeit für die Früchte des Landes stand. In dieser Zeit baut jede jüdische Familie für sich oder gemeinsam mit den Nachbarn eine Sukka. Das ist eine Laubhütte, die aus Holz, Stoffen und Zeltplanen besteht. Das Innere wird mit Blumen, Blättern und Tannenzweigen geschmückt. Hier trifft man sich sieben Tage lang und isst und trinkt, singt gemeinsam und liest aus den heiligen Schriften. Ein weiteres wichtiges Symbol stellt der Lulav dar, ein Feststrauß, der aus vier Pflanzenarten besteht, dem Zweig einer Zitrusfrucht, eines Palmenzweiges, einer Myrte, und einer Bachweide.
Auch in Berlin wird in allen jüdischen Gemeinden das Laubhüttenfest begangen. So findet in verschiedenen Synagogen sieben Tage lang ein Morgengebet statt. In diesem Jahr 2015 betrifft das die Zeit vom 28.09.- 04.10. Auf einigen Hinterhöfen sind Sukkot, Hütten errichtet, in denen sich die Gläubigen zum gemeinsamen Feiern treffen. In der Synagoge Rykestraße z.B. steht auf dem Hinterhof des Synagogengeländes eine aus Holz errichtete Sukka, deren Dach aus Balken und Schilf besteht. Die Decke ist mit Girlanden, bunten Blättern und Früchten geschmückt. Am Schabbat der Sukkotfeierlichkeiten in diesem Jahr trifft sich hier die Gemeinde nach dem morgendlichen Gottesdienst zum Kiddusch. Der Tisch ist reich gedeckt mit Brot, Käse, Fisch, Eiern, Salaten und vielen Obstsorten. Zu Beginn des Mahles werden Barches, geflochtene Brotzöpfe herum gereicht. Nach dem der Cantor den Segen über den Wein und die Schabbat-Brote gesprochen hat, streuen sich die Gemeindemitglieder Salz aufs Brot, trinken den Wein und beginnen in fröhlicher Runde mit dem Schabbat-Mahl. Noch während des Essens werden Hefte herumgegeben und alle singen daraus Dankeslieder für den Ewigen und klopfen dabei auf den Tisch. Am Ende verabschiedet man sich mit einem „Chag Sukkot Sameach“,was übersetzt heißt : Frohes Sukkot-Fest !
Wagenprozession für den tamilischen Gott Murugan um den Hindutempel Sri Mayurapathy Murugan in Britz im September 2015
Im tamilischen Monat Purattati (August/September) feiern tamilische Hindus in Südindien und Sri Lanka das Eelanallur Tiruvila-Fest. Dieses Fest besteht aus 26 Festtagen, an denen besondere Zeremonien für den Gott Murugan und seine beiden Frauen zelebriert werden.
Auch in Berlin wird dieses Fest jedes Jahr von der tamilischen Hindugemeinde Sri Lankas begangen. Und seit die Gemeinde ihren neuen Tempel in der Riesestraße in Britz hat, können in diesem Stadtteil Besucher nun jedes Jahr im Spätsommer an der großen Wagenprozession des Gottes teilnehmen und mittels leckerer indischer Kostproben, die vorher dem Gott geweiht wurden, dessen Segen empfangen. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildet nämlich der 24. Tag, an welchem das Ter Tiruvila, das Wagenfest stattfindet. Hier wird die Festtagsstatue Murugans in besonderer Weise geschmückt und mit Ritualen geweiht. Anschließend wird die Bronzefigur auf einer thronähnlichen Sänfte aus dem Tempel herausgetragen und unter jubelnden Zurufen der Gläubigen auf einen großen Götterwagen gesetzt.
Nach einer Arati-Zeremonie durch den Priester wird nun an zwei Seilen, rechts von Frauen, links von Männern gezogen, der große Prozessionswagen in Bewegung gesetzt. Der Umzug auf der Straße ist von verschiedenen Ritualen begleitet. So findet sich auf einer Matte an der Straßenseite ein großer Berg mit Kokosnüssen, die von den Gläubigen zerschlagen werden. Das Zerschlagen der harten Schale symbolisiert die Opferung des menschlichen Egos. Nur so kommt das innere Göttliche, wofür das weiße Fleisch der Kokosnuss steht, zum Vorschein. An der Spitze des Prozessionszuges tanzen Männer zu Trommeln und südindischen Blasinstrumenten einen Opfertanz für Murugan. Auf ihren Schultern tragen sie Kavadis, das sind schwere mit Pfauenfedern, Blumen und Ketten geschmückte Holzbögen. Hinter ihnen singen Frauen tamilische Lobeshymnen. Einige Frauen tragen Silbertöpfe mit Kokosmilch auf dem Kopf als Ausdruck des Dankes an ihren Gott. Nach hinduistischer Tradition wird der Götterwagen im Uhrzeigersinn einmal um den Tempel herum gefahren, also in Britz von der Blaschkoallee in den Britzer Damm, von hier durch die Hannemannstraße über die Riesestraße wieder zurück zum Ausgangspunkt. An allen Straßenecken befinden sich Stände mit geweihten kulinarischen Köstlichkeiten (Prasad), mittels derer sich die Prozessionsteilnehmer stärken und einen Segen mit nach Hause nehmen können.